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USA-Präsidentschaftswahlen 2012

Veröffentlicht am 25. Oktober 2012

 

Barack Obama oder Mitt Romney?

Bis vor kurzem war ich noch ganz für Barack Obama.
Seine ruhige und von einem charmanten südländischen « laisser-aller » geprägten Art, der Ernst seiner Erfahrung als junger Helfer in den Armenviertel der amerikanischen Automobilindustrie und seine Hartnäckigkeit, die sich. je hitziger der Kampf wurde, in seinem ansteckenden, von den blitzend weissen Zähnen unterstrichenen Lachen manifestiert und viele auch ausserhalb den USA beeindruckt. Sein unkompliziertes, aber doch nicht aus den Umarmungen Sarkozys bestehendes Zugehen auf die anderen wirkt offen und ehrlich, auf jeden Fall nicht der theatralische Auftritt der heute meistens Super TV Geilen Staatsmänner und Politiker.

Wie enttäuscht waren wir alle von Obamas Auftritt am ersten Streitgespräch mit Mitt Romney. Mit gesenktem Kopf und Blick, was seine abstehenden Ohren noch mehr abstehen liess und ihn so zu einem geknickten von seinem strengen Lehrer gerügten, klein und beschämt wirkenden schwarzen Schüler machte. Mit einer eher farblosen Stimme und auf jeden Fall kein Aufblitzen seiner blendend weissen Zähne und somit die Absenz jeder Hartnäckigkeit. Im Gegenteil er sagte sich mehrmals einverstanden mit den absurdesten Statements seines Gegners und redete vom Zusammenhalt aller Amerikaner und dergleichen Phrasen, die zwar zum Jargon der Amerikaner gehören aber eben nicht zu dem sonst bekannten Repertoire Obamas. Man sprach sofort von dem heute für alles und jedes, was im Leben eines Politikers schief läuft, verantwortlichen Burnout. Dementsprechend fielen dann auch die Umfragen so aus, dass Rodney bedenklich nahe herangerückt ist.

Einmal mehr eine nutzlos verbrachte Nacht, weil ich, wie viele Obama Anhänger aufgeblieben war, um mich mit den Erfolgen meines Kandidaten von meinen eigenen Sorgen etwas zu erholen. In meiner Enttäuschung streifte mich bereits damals der Gedanke, dieser gefitzte Obama hat nur den Verlierer gespielt um viele seiner schwarzen Wähler aus ihrer Bequemlichkeit heraus zu wecken. Während meiner mehr als 11 Jahre besonders in New York und Washington beim schweizerischen Generalkonsulat und der Botschaft verbrachten Zeit, hatte ich von meiner Arbeit her viel Kontakte mit der schwarzen Bevölkerung und wohnte zum Teil auch in den von ihnen belegten Stadtteilen. Sie waren einfach ein fröhliches Volk, das gerade nur so viel arbeitete, wie es brauchte und sonst lieber seinen Hobbies nachging. Sie nahmen vieles, wie sie selber sagten, für gegeben (granted) und somit keiner weiterer Mühen wert.. So auch die Wiederwahl ihres Präsidenten. Die Vermutung lag nahe, dass Obama in Kenntnis seiner Landsleute irgendwie versuchte, diese aufzuschrecken, indem er beim ersten Streitgespräch den Verlierer spielte und wusste, dass sich die Medien und seine Gegner darauf stürzen würden.

Ein gewagtes Spiel, das er, wie inzwischen die nachfolgenden zwei Streitgespräche zeigten, meisterhaft beherrscht. Seine Zähne blitzen wieder vor lauter Hartnäckigkeit und Kampfeslust, seine Antworten sind weiterhin im Ton korrekt und sachlich, im Inhalt aber voll Dynamit und Feuer. Seine Augen zeigen wiederum diese eisige Kälte, die man anlässlich der Fernsehreportage über seine Teilnahme via Fernsehen an der Tötung des al-Qaida Führers Bin Laden beobachten konnte. Ob das allerdings genügen wird, um den inzwischen sehr nahe heranrückenden Mitt Romney zu schlagen? Für immer mehr Amerikaner wird Romney zu einer Art Kennedy hochgejubelt. Ein Draufgänger wie Kennedy, der seinerzeit bei der Schweinebucht den Russen für die Installation ihrer Raketen in Kuba Paroli geboten hatte und den sich viele Amerikaner in unserer trostlos an ihren Konflikten zugrunde gehenden Welt zur Wiederaufwertung ihres Landes als die erneut Ordnung machende Weltmacht wünschen…


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